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Caterpillar: Standort-Schließung in Hamm und Stellenabbau in Lünen


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Hamm/Lünen. Caterpillar Mining will den Service-Standort in Hamm mit 60 Mitarbeitern schließen. Weitere 120 Arbeitsplätze sollen laut Plänen der Geschäftsführung am Standort Lünen abgebaut werden. Das bestätigte Caterpillar auf Anfrage von Bauforum24. Caterpillar begründet den Arbeitsplatzabbau mit der schwierigen globalen Lage im Bergbau-Sektor; zugleich will der Hersteller seine Wettbewerbsfähigkeit als Bergbau-Zulieferer erhöhen.

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Bauforum24 News, Artikel und Informationen Bauforum24 Artikel (26.11.2014): RAG investiert in Cat Hobelanlage für Steinkohlebergwerk
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Cat_Hobelanlage_EL4000.jpg


Der Caterpillar Longwall Shearer EL4000 ist eine der Maschinen, die am Standort Lünen hergestellt werden. Unter Bucyrus-Zeiten kannte man die Maschine noch als Electra 4000 Evo

Es herrschen schwierige Zeiten im Bergbau-Sektor: Der Kohle-Preis liegt weltweit darnieder; nach Preisen von ca. 75-80 Dollar/Tonne (Ende 2010/2011) liegt er aktuell nur bei knapp über 43 Dollar/Tonne. Minenbetreiber in aller Welt halten ihre Investitionen zurück und harren aus für bessere Zeiten. Vorhandene Maschinen werden gehalten und gewartet, anstatt sie gegen neue, bessere Geräte zu ersetzen.

Die schwierige Situation spüren derzeit alle Maschinenhersteller für die Mining-Industrie - und auch Caterpillar ist hierbei keine Ausnahme. Bereits im März 2015 bestätigte Caterpillar Vice President Paolo Fellin im Bauforum24 TV-Video die schwierige Lage der Mining-Industrie: "It continues to be slow. Miners are not ordering a lot of machines. Their fleets get old. There's a lot of service, there's a lot of parts, there's a lot of support, but there comes a time when their fleets need to get replaced, because they're getting pretty old in the mining industry."

YouTube-Video: Cat Underground Mining Equipment


In Deutschland stellt sich die Situation noch schlechter dar: Zwar übernahm Zeppelin Baumaschinen Ende 2013 die Vertriebsaktivitäten mit Cat-Bergbaumaschinen, doch gegen den Trend kann sich auch der Cat-Exklusivhändler nicht stemmen: Nachdem bislang noch in fünf Bergwerken gefördert wurde, wird seit 2015 nur noch an zwei Standorten in Deutschland Kohle abgebaut; ab 2018 endet die Kohle-Förderung sogar komplett. Erfolgs- und Vertriebsmeldungen sind rar und werden von der gesamten Branche mit Erstaunen zur Kenntnis genommen - zum Beispiel Ende 2014, als das Zeppelin-Team eine CAT GH 800 B an die RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH verkaufen konnte (Bauforum24-Artikel: RAG investiert in Cat Hobelanlage für Steinkohlebergwerk). Eine ähnlich spektakuläre Meldung blieb in 2015 bislang aus.

Besonders betroffen davon: Die Caterpillar-Division "Material Handling & Underground" mit den vier Standorten in Lünen, Hamm, Wuppertal und Saarbrücken. Der Service-Standort in Hamm mit rund 60 Mitarbeitern war etwa bis dato zuständig für die Instandhaltung und Wartung der Maschinen in den deutschen Steinkohle-Bergwerken. Nun heißt es: "Ein Weitererhalt ist uns nicht möglich." Nach Plänen der Caterpillar-Geschäftsführung soll Hamm zum Jahresende geschlossen werden.

Caterpillar.jpg


Das Caterpillar-Logo am Standort Lünen

Düster steht es auch um den Standort Lünen. Wie die lokalen Nachrichtenportale RuhrNachrichten und Lokalkompass bereits Anfang Juni berichteten, sollen bis zum Jahresende 2015 rund 120 von aktuell 900 Mitarbeitern das Werk verlassen. Auf Nachfrage von Bauforum24 bestätigte Caterpillar-Sprecher Jan Battenberg diese Zahlen.

Unter anderem soll der Stahlbau künftig zu Caterpillar-Werken in China verlagert werden. "In Deutschland sind wir damit nicht mehr wettbewerbsfähig", erklärte Jan Battenberg. "Wir müssen uns neu aufstellen, um wettbewerbsfähige Preise anbieten zu können. Unsere Mitbewerber fertigen teilweise schon in China oder in Zielländern, in die die Maschinen exportiert werden." Der Standort Lünen als solcher soll allerdings nicht gefährdet sein. "Die wichtige Getriebefertigung bleibt in Lünen", bestätigt Caterpillar-Sprecher Battenberg.

Die Entscheidung zur Schließung des Werkes Hamm und zum Arbeitsplatzabbau in Lünen ist noch nicht final; der Aufsichtsrat muss erst noch zustimmen. Man gehe aber nicht von einer Revidierung der Entscheidung aus, so Battenberg.

Cat_Luenen_Werk.jpg


Luftaufnahme des Caterpillar-Werks in Lünen

Der geplante Stellenabbau ist bitter für Lünen. Die ehemalige Gewerkschaft Eisenhütte Westfalia war das erste Eisenwerk in Lünen. Ab 1960 stellt man Produkte für den Stollen- und Tunnelbau her. 1984 wird der erste Walzenschrämlader hergestellt, 1986 der erste vollautomatische Hobelstreb auf dem Bergwerk Monopol. 1987 folgt der erste vollautomatische Walzenstreb für das Bergwerk Osterfeld/Sterkrade.

In den vergangenen Jahrzehnten wechselt das Werk bereits mehrfach den Besitzer: 1991 fusioniert die Gewerkschaft Eisenhütte Westfalia mit der Firma Klöckner-Becorit aus Castrop-Rauxel zur Gesellschaft Westfalia Becorit Industrietechnik (WBI), schreibt Wikipedia. 1995 schließen sich die drei traditionsreichen Bergbauzulieferanten Halbach & Braun Maschinenfabrik, Hermann Hemscheidt Maschinenfabrik aus Wuppertal und die Westfalia Becorit Industrietechnik zur Deutschen Bergbau Technik GmbH (DBT) zusammen, als Tochtergesellschaft der Ruhrkohle AG (RAG). Hergestellt werden hier Bergbau-Maschinen und Bauteile für den untertätigen Grubenausbau ("Underground Engineering"), sowohl für Weichgestein als auch Hartgestein. Zu den in Lünen hergestellten Maschinen zählen Strebbau-Systeme wie Hobelanlagen und Schilder, aber auch Komponenten wie Getriebe, Zylinder und Stempel.

Im Jahr 2006 arbeiten 3.200 Beschäftigte für die DBT, das Werk erwirtschaftet einen Umsatz von rund 800 Millionen Euro.

Im Mai 2007 wird DBT von Bucyrus International, Inc. mit Sitz in Milwaukee, Wisconsin für 559 Millionen Euro übernommen (Bauforum24-Video: Bucyrus Werksführung). Die Eingliederung des Standorts Lünen in den Gesamtkonzern erfolgt als Bucyrus Europe GmbH.

Cat_RoofSupports.jpg


Schilder für den Untertage-Abbau werden ebenfalls in Lünen hergestellt

Im Juli 2011 übernimmt Caterpillar Bucyrus zum Gesamtpreis von 8,6 Milliarden US-Dollar, inklusive Übernahme von Schulden in Höhe von einer Millarde US-Dollar (Bauforum24-Artikel: Caterpillar übernimmt Bucyrus).

Zu dem Zeitpunkt sind an der Industriestraße 1 nur noch 1.000 Mitarbeiter beschäftigt, doch einen weiteren Schrumpfungskurs befürchteten nicht einmal die Gewerkschafter: ?Ich persönlich rechne (...) nicht mit grausamen Überraschungen, dafür laufen die Geschäfte zu gut?, sagte Hans Jürgen Meier, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Dortmund und stellv. Aufsichtsratsvorsitzender der Bucyrus Europe GmbH", im Rahmen der Übernahme Mitte 2011. Nur zwei Jahre später kehrt sich die Prognose des Gewerkschafters ins Gegenteil um: "Die Caterpillar Global Mining Europa GmbH teilte mit", so die RuhrNachrichten, "dass insgesamt 240 Stellen entfallen, ?wovon der Großteil den Standort Lünen betrifft.? Ein Jahr später steht sogar das Schicksal des ganzen Standorts auf Messer's Schneide: Caterpillar ordnet wegen "schwacher Auftragslage" Kurzarbeit an, 950 Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze.

So schlimm kommt es dann zwar nicht, dennoch folgt Ende 2014 eine neue schlechte Nachricht: Dr. Ulrich Paschedag, ehemaliger Sprecher der Geschäftsführung der Bucyrus Europe GmbH und später Leiter der Untertage-Produktion von Caterpillar Global Mining, wurde nach 23 Jahren Betriebszugehörigkeit entlassen. In einer E-Mail an seine ehemaligen Kollegen soll sich Dr. Paschedag mit den Worten verabschiedet haben: "Es war nicht meine Entscheidung und ich wäre gerne in diesen schwierigen Zeiten mit Ihnen gemeinsam die großen Herausforderungen, die vor uns liegen, angegangen. Nun, es hat nicht sollen sein."

"We have a commitment for mining"

Standortschließung in Hamm - Arbeitsplatzabbau in Lünen: Wie geht es mit Caterpillar Mining in Deutschland weiter? Selbstverständlich hängt die Zukunft der hiesigen Standorte von der weiteren Entwicklung der weltweiten Rohstoffpreise ab. Und natürlich macht Caterpillar und Zeppelin gleichsam die Russland/Ukraine-Krise schwer zu schaffen (Bauforum24-Video: Zeppelin Baumaschinen über Ukraine & Russland - Nordbau 2014).

Doch an der grundsätzlichen Ausrichtung für das Mining-Geschäft lässt Paolo Fellin im Bauforum24-Interview keine Zweifel aufkommen: "So bad times right now, but we have a commitment for mining, we have a big focus for mining, and it's one of our three major pillars we have for the growth of the future. No question about it."


Bauforum24 TV Video und Web TV InhaltBauforum24 TV präsentiert:

Bauforum24_Interview_Malage_Paolo_Fellin.JPG


Video: Caterpillar New Products & Mining Market in 2015


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(© Fotos: Caterpillar)

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  • 2 weeks later...

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Guten Morgen,


wenn man das immer so liest, nicht mehr wettbewerbsfähig, zu hohe Preise > Verlagerung Stahlbau etc., dass sind doch die Grundvorraussetzungen für eine stabile und solide Maschine. Wenn die Sachen dann im Nachhinein wieder vermehrt reißen ist das Geschrei wieder groß. Und die Leute die diesen Schritt des Outsourcings beschlossen haben sind weg....

traurige Geschichte,





Grüße Steffen
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Wir haben den Artikel um weitere Fakten und historische Angaben zum Standort Lünen ergänzt.

Hat jemand noch historische Bilder von Bergbau-Technik aus Lünen?

Oder Fotos aus dem Werk von früher?


Beste Grüße,
David Zwadlo
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